Übersetzung aus dem Englischen vom Blog/The EDGE-Prozessarbeitsinstitut Portland/USA:
Als die Schule und der Kindergarten in unserem kleinen Dorf am 13. März dieses Jahres geschlossen wurden,
erreichten uns auch die praktischen Folgen der Corona-Pandemie.
Ich muss sagen, dass Heckenbeck, ein Dorf mit 500 Einwohnern, bis heute keine einzige Erkrankung erlebt hat,
so dass ich aus einer sehr privilegierten Position schreibe und nur teilweise weiß,
wie sehr andere Menschen tatsächlich betroffen sind, bis hin zu einer existentiellen und
gesundheitlichen Bedrohung.
Die Angst fühlt sich überall wie Krieg an
Die Nachrichten haben mich berührt, und noch einschneidender ist die Angst,
die überall ständig zu spüren war und die jetzt mit dem nahenden Herbst neu aufkommt.
Der Bäcker im Nachbardorf sprach von einer Kriegssituation, und es gab viele Durchhalteparolen der Beharrlichkeit.
Doch der "Feind" war kaum zu fassen und erst zu spüren, wenn jemand bereits infiziert
war.
Es ist wie eine völlig unberechenbare Atmosphäre, ein Feld, das mich an einige Dokumentarfilme über Nazi-Deutschland erinnerte.
Als die Gestapo, die geheime Staatspolizei, an die Tür klopfte,war es für eine Flucht zu
spät.
Wiederum werden die Menschen heute mit dieser Angst vor Unvorhersehbarkeit manipuliert,
aus ihrem inneren Gleichgewicht getrieben und geraten dadurch in existenzielle Not.
Mein Kindheitstraum
Das erinnert mich an meinen ersten wiederkehrenden Kindheitstraum.
Er war kurz und klar:
Viele Spinnen liefen auf mich zu und näherten sich mir aus mehreren Richtungen.
Ich war sehr erschrocken.
Ich wachte auf und rief nach meiner Mutter, die mich dann beruhigte, so dass ich wieder einschlief.
In meinem Traum war nicht klar, welche der Spinnen mich möglicherweise beißen würde,
es schien eher wie eine großflächige Bedrohung, wie ein "Netz", aus dem ich nicht entkommen
konnte.
In meiner inneren Arbeit verband ich diesen Traum mit meinem damaligen familiären Umfeld,
das von Spannungen zwischen meinen Eltern geprägt war.
Diese Spannungen übertrugen sich unbewusst auf mich als Kind und eskalierten in späteren Jahren.
Auch die Rolle, die meine Mutter einnahm, war zwiespältig;
sie beruhigte mich, aber sie war auch die Quelle eines großen Teils der Spannungen in unserer
Familie.
Die Erfahrung eines unsicheren Feldes um mich herum scheint mich mein ganzes Leben lang begleitet zu haben und ist nun in dieser Corona-Zeit wiederbelebt worden.
Die Kräfte der Spinnen integrieren
Über viele Jahre habe ich mit Hilfe wunderbarer Therapeuten*innen der Prozessarbeit eine positive Beziehung zu den Spinnen entwickelt und ihre Kraft und Botschaft hinreichend integriert.
Es steckt eine gewisse Kraft in diesen Tieren und die Fähigkeit, Netze zu bauen und so für sich selbst zu sorgen.
In einigen meiner luziden Träume genieße ich es, wie "Spiderman" herumzufliegen.
Diese heroische Zeichentrickfigur und ich sorgen dafür, dass gefährliche Figuren sicher in Netze gehüllt sind.
Ich habe etwas über meine Aufgabe in dieser Welt gelernt, nämlich Netze der Unterstützung zu schaffen,die praktisch unsichtbar und dennoch uns Menschen überall ständig zur Verfügung stehen.
Auf der spirituellen Ebene sind dies der Segen oder "Sternenstaub";
die subtilen Botschaften des Universums, die wir bei unseren täglichen Aktivitäten oft ignorieren und einfach wegwischen.
Ist es möglich, dass der Coronavirus uns lehren will, mehr von den feinen Signalen und Strukturen unserer komplexen Realität wahrzunehmen?
Wäre es möglich, einem unberechenbaren Feld so früh zu begegnen, dass es weniger Ohnmacht und Angst hervorruft?
Die spürende Botschaft im Virus
Jetzt erinnere ich mich an den "Big U", das "große Ich"; den möglichen Weg der Liebe,
wenn ich an Arnold Mindells Worte im Rahmen eines Seminars des "zweiten Trainings"
im Jahr 2004 in Tokio denke.
Ich gehe tief in eine spürende Praxis hinein.
Da der Virus ein Einlassen auf Krankheit und Tod mit sich bringt, folge ich dieser Energie und befasse mich mit der Minimierung von Impulsen und mit der Wahrnehmung feiner Signale.
In meiner Vorstellung dringt der Virus in mich ein und verändert etwas in mir.
Während dieser Zeit minimiert sich auch mein Atem und ich bewege mich in die Stille.
Es ist eine Reise in die tiefe Essenz meines Seins.
Genau wie die Spinnen aus meinem Kindheitstraum ist der Virus nicht mehr mein Feind.
Die Botschaft wird klar:" Akzeptiere die Veränderung und lerne, deiner feinen Sinneswahrnehmung zu vertrauen; deinem fühlenden Gewahrsein.
Es führt dich zu deinem weisen inneren Ort und gleichzeitig weit hinaus ins Universum."
Die Angst vor Krankheit und Tod verschwindet in mir.
Ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit dem " Geist des Prozesses ", einer nicht-lokalen Intelligenz, die alle Prozesse meines Lebens durchdringt und ständig für Veränderung sorgt.
Hilft das im praktischen Umgang mit dem Coronafeld?
Ja, ich lasse mich viel weniger von den Ängsten und Überzeugungen anderer Menschen manipulieren, ohne die "Konsensrealität" der tatsächlichen Ereignisse zu ignorieren.
Ich fühle mich auch viel mehr mit den Menschen verbunden, die tatsächlich Hilfe brauchen.
In Beziehung zu meinem Inneren Kind
Auch mein Verhältnis zu mir selbst hat sich geändert.
Ich habe mich gefragt, welcher Teil von mir die Erfahrung tatsächlich macht,
und welcher Teil von mir sich besonders in der inneren Arbeit zeigt.
Es ist nicht der Erwachsene in mir, der sich vor Corona fürchtet, sondern das Kind in mir,
das sich vor dieser unvorhersehbaren Gefahr ängstigt, wie in meinem frühen Spinnentraum.
Mein "inneres Kind" erinnert sich an die unberechenbaren Situationen in meiner Kindheit und
möchte nun wahrgenommen und gehalten werden.
Ich erlebe es als wesentlich, dass mein "erwachsenes Ich" aus der Nähe zur Essenzebene
meinem "inneren Kind" einen Raum der Akzeptanz und das Gefühl bietet, gut aufgehoben zu sein.
Es ist meine Erfahrung, dass mein inneres, genährtes Kind mir hilft, mich besser auf die
Herausforderungen und Konflikte des Lebens einzulassen.
Es ist nicht nur meine Erwachsenenidentität, die die Herausforderung annimmt,
sondern das Kind in mir erscheint als eine innere Traumfigur und setzt einen Prozess in Gang,
der sonst verborgen und sekundär im Hintergrund geblieben wäre.
Sobald unsere frühkindlichen Wurzeln auf diese Weise Heilung erfahren,
wächst unser "Lebensbaum" mit neuer Kraft auf wunderbare Art und Weise.
"Kinder, die wir lieben, werden zu Erwachsenen, die lieben". Hierfür ist es nie zu spät!
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